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Belastungsprofil im BJJ - Sportphysiologie

alexandermikus7

Brazilian Jiu-Jitsu (BJJ) ist ein ringerischer Vollkontaktsport, der seine Wurzeln in den 1920er Jahren hat und sich aus dem Judo entwickelte (Drysdale, R. 2020). Während Judo mit der Zeit zu einer olympischen Disziplin wurde und in Ländern wie Frankreich von über einer halben Million Menschen praktiziert wird (Akoto et al., 2017), blieb BJJ lange eine Randsportart. Es fand zunächst vor allem in Brasilien und im Bereich der Mixed Martial Arts (MMA) Anklang. Heute jedoch erfreut sich BJJ weltweit wachsender Beliebtheit und hat in einigen Ländern in der Anzahl der Sportler sogar das Judo überholt. Ein Beispiel für dieses Wachstum ist das Pan American Turnier, das von weniger als 200 Teilnehmern im Jahr 1995 auf über 2800 Teilnehmer im Jahr 2010 anwuchs (Scoggin et al., 2014).


Trainingsbedürfnisse und Herausforderungen


Mit der wachsenden Popularität des Sports und dem zunehmenden Angebot an Wettkämpfen rückt auch die Optimierung der Trainingsmethoden in den Fokus. Viele BJJ-Klubs bieten derzeit kein umfassendes Athletiktraining an und verfügen nicht über die notwendige Ausstattung, um fundierte Tests zur Leistungsoptimierung und Verletzungsprävention durchzuführen. Zwar hält BJJ langsam Einzug in die wissenschaftliche Literatur, doch die Anzahl der Studien bleibt im Vergleich zu verwandten Sportarten wie Judo oder Ringen begrenzt.

Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass sowohl das BJJ-Training als auch hochintensives Athletiktraining zahlreiche physische Eigenschaften verbessern können (Ovrath et al., 2020). Eine aktuelle Übersichtsarbeit hebt hervor, dass besonders der dynamische Krafteinsatz (dynamic power output) ein entscheidender Unterschied zwischen Elite- und Nicht-Elite-Athleten ist. Diese Erkenntnis hat erhebliche Konsequenzen für die Wettkampfvorbereitung und die Verletzungsprävention (Da Costa et al., 2024).


Anforderungen und Belastungen im Wettkampf


BJJ-Kämpfe sind durch azyklische Bewegungsmuster gekennzeichnet. Die Vielzahl an Techniken erfordert eine Kombination aus Kraft, Geschwindigkeit, Power, anaerober Ausdauer und Flexibilität (Oliveira et al., 2009). Studien zeigen, dass das Verhältnis von niedriger zu hoher Intensität während eines Kampfes bei etwa 8:1 liegt. Hochintensive Aktionen dauern im Durchschnitt nur drei Sekunden, erfordern jedoch ein hohes Maß an Energie und Fokussierung (Andreato et al., 2015).

Durch diese intensiven Belastungen kommt es zu einem erheblichen Verbrauch intramuskulärer Energiereserven wie Phosphokreatin und Glykogen (Andreato et al., 2015b; Balson et al., 1999; Hargreaves et al., 1997; Oliveira et al., 2009). Diese spezifischen Anforderungen verdeutlichen die Notwendigkeit eines gezielten Konditions- und Krafttrainings, um die Leistungsfähigkeit der Sportler zu maximieren und die Erholungszeiten zwischen hochintensiven Aktionen zu minimieren.


Implikationen für Training und Wettkampf


Die Erkenntnisse aus der Forschung bieten klare Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung des BJJ-Trainings. Um sowohl die Wettkampfvorbereitung als auch die Verletzungsprävention zu verbessern, sollten Klubs:


  1. Athletiktraining integrieren: Spezifische Übungen zur Verbesserung von Kraft, Power und anaerober Ausdauer können die Leistungsfähigkeit signifikant steigern.


  2. Wissenschaftlich fundierte Tests einsetzen: Diagnostische Tests zur Analyse von Schwächen und Stärken der Athleten helfen, Trainingspläne zu individualisieren.


  3. Erholungsmanagement berücksichtigen: Die gezielte Wiederherstellung der intramuskulären Energiereserven ist essenziell, um im Wettkampf über mehrere Runden hinweg konkurrenzfähig zu bleiben. Diese Zeiträume sind mit Technik-Training gut nutzbar.


Fazit


BJJ ist ein technischer Kampfsport und die Technik muss zuerst stimmen. Weitere Attribute wie Psychologie, Motivation oder auch Timing und Kreativität spielen ebenfalls eine große Rolle. Diese sind aber gesondert zu betrachten. Das Belastungsprofil im BJJ unterstreicht die Bedeutung von dynamischem Power Output und azyklischer Ausdauerleistung als entscheidende Faktoren für den sportlichen Erfolg. Die nachstehende Grafik von Andreato et al., 2015 stellt das Belastungsprofil eines fünfminütigen BJJ Kampfes dar.




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